UNTERBRECHUNG #21

KARWOCHE 2024
DIE STILLE DER DINGE IV-VI
25.03. – 29.03.2024 · Lutherkirche

Mo 25.03. · 20.00h · UBKW #21 · GELD
Di 26.03. · 20.00h · UBKW #22 · BETEILIGUNG
Mi 27.03. · 20.00h · UBKW #23 · TUNNEL
Do 28.03. · 19.00h · Mahlgottesdienst
Fr 29.03. · 11.15h · UBKW #24 · Karfreitagsgottesdienst

#21 – #24 Susanne Starzak · auditive Gebärdensprache
#21 – #24 Verena Barié · Blockflöte/Elektronik
#21 – #24 Rochus Aust · Troaxofon/Raumordnung

mit
Rochus Aust · Kleines Geld (2024) · Installation
Rochus Aust · Kleiner Tunnel (2024) · Installation

 

 

DIE STILLE DES GELDES

Zunächst: das Geld ist nicht Schuld.
Es ist nicht Schuld daran, dass es nicht da ist.
Es ist nicht Schuld daran, dass es nicht verfügbar ist.
Es ist nicht Schuld daran, dass es gerade verliehen wurde oder ausgegeben.

Das Geld ist aber auch nicht Schuld, dass es so viel gibt, und dass es so schön ist, und dass deshalb alle wie verrückt hinter ihm herlaufen.Das Geld ist auch nicht Schuld, dass man es nicht findet oder es einem durch die Hände rinnt oder man die Taschen davon voll hat, sodass man zu schwer ist, um sich zu bewegen (physisch oder/und geistig).

Es ist erst recht nicht Schuld daran, dass man für das Geld alles kaufen kann, was es gibt, egal ob es gut oder böse oder sinnlos oder großartig oder sonstwas ist.Es ist nicht Schuld, dass man dafür Waffen kaufen kann oder Kunst oder beides oder Menschen oder alles drei auch eben nicht oder ihre Ausbildung, ihre Haltung, ihre Erniedrigung und ihre Überhöhung (alles zu seiner Zeit).
Das Geld ist auch nicht an den Krisen schuld, nicht am Klimawandel und nicht am aktuellen Despotismus und auch nicht an der Dummheit und erst recht nicht am lang oder gar kurz eingefädelten Terrorismus.

Aber das Geld ist auch nicht naiv. Deshalb ist es still.* Am liebsten auf digitalen Konten, wo die Nullen schön ordentlich mit Kommata und Punkten getrennt sind, damit man nicht den Überblick verliert und wo es geräuschlos mobil sein darf und kann.

Denn das Geld hat keine Lust für alles verantwortlich gemacht zu werden.
Deshalb ist es froh, den besten globalen Schutz zu genießen, der nicht nur in der Schweiz höchste Priorität besitzt und nicht nur hübsche Ferieninseln noch hübscher macht.

Und schaut man genau hin, so ist das Geld das Paradebeispiel und langjähriger Vorreiter für die bedingungslose Grunddiversität: in Art, Form und Farbe, Herkunft, Religion und Geschlecht ist jedes Geld der Welt in aller Welt willkommen (in aller Stille und ohne damit zu prahlen).

Deshalb lasst uns heute so still und demütig sein, wie das Geld.

* Natürlich ist hier nur „richtiges Geld“ gemeint.
Nicht das missverständliche Kleingeld, das etwas für Marktschreier, Bettler und Abergläubige ist, für überholte Automaten und historische Brunnen, heidnische Rituale und Spielhöllen.