SCHLECHTE MUSIK

25.11. – 28.11.2020

von
Moritz Eggert/München
Hannes Seidl/Frankfurt
Luís Antunes Pena/Köln

Mi 25.11.2020 · 20.00h
SOIRÉE SONIQUE/SOIRÉE ARCHIVER(IQUE) #41
und OPENING von SCHLECHTE MUSIK

mit
Carl-Ludwig Hübsch/Köln (Tuba)
Verena Barié/Köln (Video)
Luís Antunes Pena/Köln (Elektronik/Moderation)
Rochus Aust/Köln (Moderation)

Fragt man Kritiker oder Musiker oder gar Komponisten, so gibt es unendlich viel schlechte Musik auf unserem Planeten. Und das nicht erst seit gestern, denn die Musikgeschichte ist voll von Verrissen, Anfeindungen und Beschuldigungen, von Untergängen des Abendlandes über Peinlichkeiten zu Geschmacklosigkeit im Allgemeinen und Speziellen. Die Radios sind voll davon, die Fernseher sowieso und mit Sozialmedia oder Videoplattformen fangen wir garnicht erst an.

Fragt man die Urheber allerdings nicht nach ihren Kollegen, sondern nach ihrer eigenen schlechten Musik, so wird es merkwürdig still und schmallippig. Und es kommt heraus: es gibt so gut wie keine schlechte Musik (oder wie sollen wir es verstehen, dass die allermeisten Anfragen unbeantwortet blieben?).
Während geschätzte Kollegen immerhin mit „…da bin ich nicht dabei…“ antworten und offen lassen, wie es um ihre schlechte Musik bestellt ist (und ob sie jemals wieder mit uns reden werden), schreibt der litauische Komponist Vykintas Baltakas (und wir rechnen ihm die Ehrlichkeit hoch an): „Es gibt natürlich schon schlechte Musik von mir, jedoch diese hat meistens kein Recht mich weiterhin zu stören und meistens landet sie ziemlich schnell in der Mülltone. Wörtlich.“ (05.10.2020).

Dennoch können wir (pandemisch bedingt gekürzt) eine kleine Auswahl an Perlen schlechter Tonkunst präsentieren, die aus prominenten und autorisierten Federn stammt und die als Ausnahme-bestätigt-die-Regel beweist: es gibt keine schlechte Musik.

Selbstkritisch müssen wir natürlich bekennen, dass wir uns auch nicht getraut haben, den ein oder anderen Komponisten ob seines fantastischen Gesamtwerkes anzufragen oder es solange hinauszögerten, dass wir schon allein aus Seriosität nicht mehr fragen konnten. Außerdem durften wir uns als Kuratoren natürlich nicht mit unserer eigenen (schlechten) Musik in den Vordergrund spielen, was auch nur so halb geklappt hat…

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SCHLECHTE STÜCKE · HANNES SEIDL
Brief (ungeschwärzt, 2020)

 

DIE GLOCKEN VON USCHI · MORITZ EGGERT · C-VIEW #21
04′ 45“

 

 

Videorealisation
mit
Esther Valentin/Weimar (Sopran, Alt, Tenor)
Christopher Weddle/Wuppertal (Bass)
Anastasia Grishutina/Wuppertal (Piano)
Verena Barié/Köln (Konzeption/Video)

(…) eine Komposition von mir, die ich bewusst so schlecht wie möglich komponiert habe, und die auch gerne so benannt werden kann. Das Stück hatte eine Vorgeschichte in meinem Zerwürfnis mit dem XXX Sommer (spießiges Musikfestival in XXX) und deren Leiterin XXX, die damals voll XXX hörig war, der kurz darauf zu zweifelhaftem Ruhm aufsteigen sollte, (…). Ich sollte als Komponist für XXX und einige Sänger ein Stück schreiben nachdem er mich aus dem von mir mitbegründeten Liedfestival als Pianist ausgebootet hatte – ich fand diese erniedrigende Aufgabe so widerlich und ekelhaft (zu der ich leider schon vertraglich verpflichtet war), dass ich mich entschloss, eine komplette XXX zu komponieren, in der die Mitwirkenden möglichst sich selbst vorführen ohne es zu merken. Das erklärt zum Beispiel das Zitat aus dem Forellenquintett, das XXX als immer wieder legendär schlechter Pianist natürlich nicht perfekt hinbekommen konnte, und viele andere Details, wie zum Beispiel die dämlichen Volksliedmelodien am Anfang. Ich bin zur Aufführung dann nicht angereist, so weit ich es mitbekam sorgte sie aber für große Ratlosigkeit und war bestimmt unglaublich beschissen, aber aus der Ferne habe ich mich sehr darüber amüsiert, das alle es anscheinend sehr ernst nahmen und sich zum Affen machten. Ich präsentiere (…) also mein trashigstes Stück überhaupt: „Die Glocken von Uschi“ (das Thema war übrigens Schiller oder Goethe oder irgendwas)…(…). Moritz Eggert, 05.10.2020

TOO LOW TO FAIL · LUÍS ANTUNES PENA · C-VIEW #21
01’ 42“

für Tuba und Elektronik
mit
Carl-Ludwig Hübsch/Köln (Tuba)
Luís Antunes Pena/Köln (Elektronik)

Kuratiert von Luís Antunes Pena und Rochus Aust.

SOIRÉE SONIQUE/SOIRÉE ARCHIVER(IQUE) #41
gefördert vom Kulturamt der Stadt Köln (Musikreferat)

Mit freundlicher Unterstützung
Arte no Tempo/Aveiro
ZKM Zentrum für Kunst und Medien/Karlsruhe